Die folgenden Gedanken entstammen meiner mehrjährigen Arbeit in der Firmkatechese.
Der väterliche Gott
Philosophen stellten von jeher die Frage nach dem Sinn des Daseins:
"Warum gibt es überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts?" (G.W. Leibniz, 1714)
„Gottesbeweise“: Die Existenz Gottes kann nicht bewiesen werden, sondern nur vertrauensvoll angenommen werden (K. Rahner):
Dieses vertrauende Sich-Einlassen auf einen letzten Grund, Halt und Sinn der Wirklichkeit wird als „Glauben an Gott“ bezeichnet.
Das unsagbare, unbegreifliche, unendliche Geheimnis, Gott genannt, will sich als sich schenkende Nähe dem menschlichen Geist mitten in der Erfahrung seiner endlichen Leere mitteilen.
Der dreifaltige Gott (K. Rahner):
Der eine Gott ist als tragender Urgrund und Ziel uns in Liebe zugeneigt, Vater; er ist in die Menschheitsgeschichte eingetreten und hat, um sich unüberbietbar zu offenbaren, ein Menschenschicksal angenommen, Sohn; er ist bleibend in der Schöpfung und im Herzen der Menschen am Werk, Heiliger Geist.
Das Bild der drei Hasen (im Domfenster in Paderborn) symbolisiert den dreifaltigen Gott:
Jeder der drei Hasen ist nur dann ein vollständiges, also lebensfähiges
Wesen, wenn er sich mit den beiden anderen Hasen je ein Ohr teilt. Keiner
der drei Hasen kann also allein, ohne die anderen existieren. Das lässt sich auf den Gedanken der Dreifaltigkeit übertragen.
Und so begann die Geschichte Gottes mit den Menschen:
Der Gott des Alten Testaments sagt sich den Menschen zu. Auch wenn sie sein Angesicht nicht sehen dürfen (Exodus 33,18), will er ihnen jederzeit beistehen.
Gott spricht: Sieh´ her, ich habe dich eingezeichnet in meine Hände. Jesaja, 49
Wenn du durch Wasser schreitest, bin ich bei dir, wenn durch Ströme, dann reißen sie dich nicht fort. Wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt, keine Flamme wird dich verbrennen.
Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir. Denn jeden, der nach meinem Namen benannt ist, habe ich zu meiner Ehre erschaffen, geformt und gemacht. Jesaja, 43
Der menschliche Gott
Wer sich über das Leben Jesu kurz informieren will und dazu eine moderne Sprache kennenlernen möchte, dem sei der Text "jesus" von Kurt Marti empfohlen.
Die folgenden NT-Stellen geben einigen Aufschluss über die Mission Jesu:
- Mt 5, 21-24
- Mt 5, 43-48
- Mt 22, 34-40 -> Das erste und wichtigste Gebot: Die Einheit von Gottes- und Nächstenliebe ist unzertrennlich!
- Joh 8 -> Das Gleichnis von der Ehebrecherin: Barmherzigkeit vs. Gerechtigkeit
Aus diesen Texten lässt sich ein „Schlüsselwort“ des Christentums ableiten: Die Empfindlichkeit für das Leid der anderen („Compassion“).
Jesu erster Blick galt nicht der Sünde der anderen, sondern dem Leid der anderen. Diese Empfindlichkeit für das Leid der anderen kennzeichnet Jesu „neue Art zu leben“ (J.B. Metz).
Der verlinkte Text von Pater Zezinho ("Jesus provoziert mich"), zeigt die Problematik der Anforderungen Jesu, die den Pater und uns "nerven". Aufgelöst wird sie durch die unwiderstehliche Aussicht auf das ewige Leben.
Der Gott in uns
Pfingsten – die Geburtsstunde der Kirche. Hier begann die Weitergabe des Geistes Gottes an die Jünger. Es ist auch der Geist, mit dem wir in der Firmung erneut bestärkt werden.
Wir verstehen den Heiligen Geist auch als den „Gott in uns“ (K. Rahner). Er bleibt in der Schöpfung und im Herzen der Menschen am Werk.
Das Weiterwirken Gottes in der Kirche
Das Bild von Caravaggio (1571-1610), "Die Berufung des Matthäus", ist eine großartige Metapher für Jesu Denken und Fühlen im Blick auf seine Nachfolge:
Wen Jesus (rechts im Bild) zu seinem Jünger erwählt, ist nicht eindeutig. Der Bärtige in der Bildmitte könnte auf sich selbst weisen, ebenso aber auch auf den links von ihm (gebeugt) sitzenden jungen Mann. Sein erstauntes Gesicht könnte ausdrücken: "Wie bitte, diesen "Typen" berufst du in deine Nachfolge?
"Warum mich? Nimm´ doch einen anderen!" könnte dieser antworten. Er wirkt sehr unbeteiligt und scheint mit dem Geld beschäftigt zu sein. Wird er Jesus nachfolgen?
Die zentrale Frage des Bildes, "Bin ich´s?", könnte sich auch uns heute wieder stellen. Wie würden wir reagieren?
Die dazugehörige Bibelstelle kann im Matthäus-Evangelium (3, 14) nachgelesen werden.
Das Idealbild der Kirche finden wir in der Apostelgeschichte 2, 44-47 beschrieben:
„Und alle, die gläubig geworden waren, bildeten eine Gemeinschaft und hatten alles gemeinsam. Sie verkauften Hab und Gut, und gaben davon allen, jedem so viel, wie er nötig hatte.“